Was ist Endometriose?

Symptome, Diagnose, Formen: das Chamäleon unter den Erkrankungen

Endometriose ist das Chamäleon unter den Erkrankungen: Sie zeigt sich bei jeder Person anders, tarnt sich hinter Bauch-, Rücken-, Darm- oder Blasenbeschwerden und wechselt ihr „Gesicht“ im Verlauf des Zyklus – oft auch unabhängig davon. Ursache ist Gebärmutterschleimhaut-ähnliche Gewebe ausserhalb der Gebärmutter, z. B. an Eierstöcken, Bauchfell, Darm, Blase oder Zwerchfell. Hier findest Du klare erste Antworten und Hinweise, wie Du Beschwerden gezielt abklären lassen kannst.
Inhalt

Das Wichtigste in Kürze

  • Endometriose kann mehrere Organe betreffen, unter anderem Bauchfell, Eierstöcke, Darm, Blase oder Zwerchfell. Beschwerden unterscheiden sich je nach Ort und Aktivität der Herde.
  • Symptome können rund um die Periode auftreten, aber auch ausserhalb davon. Wiederkehrende Schmerzen oder Verdauungs-/Blasenbeschwerden verdienen Abklärung, auch ohne klares Zyklusmuster.
  • Die Schmerzstärke zeigt nicht das Ausmass. Kleine Herde können stark wehtun, grosse wenig. Entscheidend ist, wie es Dir geht und wie sehr Du im Alltag eingeschränkt bist.
  • Abklärung startet bei einer gynäkologischen Fachperson mit Endometriose-Erfahrung. Ultraschall kann Herde/Verwachsungen zeigen; Bauchspiegelung (Laparoskopie) ist heute primär Therapie, nicht nur Diagnose.
  • Endometriose gilt als chronische Erkrankung und ist nach heutigem Stand nicht heilbar. Ziel ist Linderung, Funktion im Alltag und Lebensqualität – mit einem erfahrenen, interdisziplinären Team.

Endometriose Symptome: typische Zeichen früh erkennen

Endometriose kann zyklisch sein – muss es aber nicht. Viele Betroffene haben rund um die Periode starke Krämpfe im Unterbauch, Rücken oder Becken. Andere erleben zusätzlich oder vor allem Beschwerden ausserhalb der Blutung. Möglich sind anhaltende Schmerzen, die den Alltag belasten, sowie Schmerzspitzen beim Stuhlgang, Wasserlassen, Bewegen oder beim Sex. Blutungen können stark, verlängert oder unregelmässig sein. Verdauungsbeschwerden und Blasenprobleme treten zyklisch oder unabhängig davon auf. Auch Schulterschmerz oder Druck im Brustkorb sind möglich, wenn Herde am Zwerchfell sitzen. Wichtig: Schmerzstärke und Befundgrösse korrelieren nicht zwingend. Notiere, wann, wie stark und in welcher Situation Beschwerden auftreten – nicht nur an Zyklustagen. Ein Symptomtagebuch über zwei bis drei Zyklen hilft, Muster zu erkennen und die Abklärung gezielt vorzubereiten. Wenn Dich Beschwerden einschränken, suche bitte ärztliche Hilfe.

Häufige Anzeichen im Alltag

  • Starke Periodenschmerzen, die Dich in Schule, Ausbildung oder Arbeit ausbremsen.
  • Schmerzen beim Sex oder danach, ziehend oder stechend, teils mit Nachwirkung.
  • Unterbauch-, Rücken- oder Beckenschmerz auch ausserhalb der Periode, anhaltend.
  • Darmbeschwerden zyklisch oder unabhängig davon, z. B. Durchfall, Verstopfung, Blut.
  • Brennen, Druck oder Schmerzen beim Wasserlassen, zyklisch oder nicht, teils mit Blut.
  • Anhaltende Müdigkeit, Schlafprobleme und verringerte Belastbarkeit im Alltag.

Endometriose Diagnose: so gehst Du gezielt vor

Starte bei einer Gynäkologin oder einem Gynäkologen mit Endometriose-Erfahrung. Grundlage sind Deine Symptome, Zyklusdaten und eine Untersuchung. Ein Vaginal- oder Bauch-Ultraschall kann nicht nur Zysten sichtbar machen, sondern auch Endometrioseherde und Verwachsungen andeuten. Wichtig: Nicht jede Zyste ist ein Endometriom (Schokoladenzyste); viele Zysten sind harmlos. Ein MRI kann bei unklaren Befunden zusätzliche Hinweise liefern. Die Bauchspiegelung (Laparoskopie) gilt heute nicht mehr als reines Diagnose-Werkzeug, sondern primär als therapeutische Option – wenn ein Eingriff voraussichtlich Beschwerden lindert. Bereite Dich vor: Liste Beschwerden, bisherige Therapien und Fragen, bitte um eine klare Zusammenfassung des Befunds in verständlicher Sprache.

Endometriose Formen: wo Herde auftreten können

Endometriose ist vielfältig. Häufig finden sich flache Herde am Bauchfell, die wie kleine Flecken wirken. An den Eierstöcken können sich Zysten bilden, die oft altes Blut enthalten; sie heissen Endometriome, umgangssprachlich Schokoladenzysten. Wichtig: Nicht jede Zyste ist ein Endometriom, viele Zysten sind harmlos. Tief wachsende Herde können Gewebe durchdringen und je nach Lage Darm oder Blase einbeziehen. Auch ausserhalb des Beckens sind Herde möglich, zum Beispiel am Zwerchfell oder in der Lunge (Thoraxendometriose). Wenn ein Organ betroffen ist, bedeutet das nicht automatisch tief infiltrierend; die Tiefe wird im Befund beschrieben. Beschwerden hängen eher vom Ort und von der Nähe zu Nerven ab als von der Grösse der Herde. Weil Ausprägungen so variieren, braucht es eine sorgfältige, verständlich erklärte Abklärung mit geeigneter Bildgebung, etwa Ultraschall oder MRI. Ziel ist, Deine Beschwerden einzuordnen und Optionen zu planen, die zu Dir und Deinem Alltag passen.

Übersicht über typische Varianten

  • Oberflächliche Herde am Bauchfell (Peritoneum), oft wie kleine Flecken.
  • Eierstock-Zysten, Endometriome bzw. Schokoladenzysten mit altem Blut.
  • Tief wachsende Herde, die umliegende Strukturen teilweise durchdringen.
  • Darmbefall mit zyklischen oder anhaltenden Verdauungsbeschwerden.
  • Blasen- oder Harnleiterbefall mit Schmerzen oder Blut im Urin.
  • Zwerchfell- oder Lungenbefall (Thoraxendometriose) mit Schulterschmerz.

Endometriose Stadien & Klassifikationen kurz erklärt

Fachleute verwenden verschiedene Schemata, um das Ausmass zu beschreiben. Häufig wird eine Einteilung in Stufen I – IV genutzt, die Verteilung von Herden und Verwachsungen dokumentiert. Für tief wachsende Herde gibt es zusätzliche Systeme, die betroffene Organe genauer erfassen. Diese Einstufungen sind hilfreich für Operationsplanung, Studien und Verlaufsvergleich. Für Dich im Alltag ist wichtig: Ein Stadium sagt wenig darüber, wie stark Du Schmerzen empfindest oder wie sehr Du eingeschränkt bist. Entscheidend sind Ort der Herde, Nervenbeteiligung und Deine Ziele. Lass Dir Befunde in Klartext geben, inklusive Skizze oder Bericht zum Mitnehmen. So kannst Du später nachvollziehen, was gefunden wurde, und gezielt Rückfragen stellen. Wenn etwas unklar bleibt, ist eine zweite Meinung sinnvoll – besonders, wenn ein Eingriff geplant ist.

Wichtig: Ein Stadium beschreibt das Ausmass, nicht Deinen Schmerz. Nimm Deine Beschwerden ernst – sie verdienen Abklärung, unabhängig von der Einstufung.

Endometriose Klassifikation Enzian
Endometriose Klassifikation Enzian von SEF

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Endometriose Behandlung: Ziele, Optionen, Zusammenarbeit

Behandlung richtet sich nach Deinen Beschwerden, Zielen und Deinem Alltag. Zu Beginn hilft es, gemeinsam mit einer gynäkologischen Fachperson zu sortieren, was Dich aktuell am meisten belastet. Daraus entsteht ein Plan in Etappen. Häufige Bausteine sind Schmerzmanagement und hormonelle Verfahren, die Herde und Zyklusaktivität beruhigen. Wenn zu erwarten ist, dass ein Eingriff nützt, kann eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) Herde entfernen oder Verwachsungen lösen – in erfahrenen Zentren und nach sorgfältiger Aufklärung. Ergänzend kommen Ernährungstherapie, Physiotherapie/Beckenboden-Therapie und Komplementärmedizin in Frage (z. B. TENS, Akupunktur). Keine einzelne Methode passt für alle, und eine Garantie gibt es nicht. Wichtig ist ein Team, das Dich ernst nimmt, verständlich erklärt und mit Dir realistische Ziele definiert: weniger Schmerzspitzen, bessere Belastbarkeit, ertragbare Blutungen oder Planung beim Kinderwunsch. Sinnvoll ist die Betreuung in einem Endometriosezentrum mit multimodalem, interdisziplinärem Ansatz – dort arbeiten Fachrichtungen koordiniert zusammen. Prüfe regelmässig, ob die Therapie wirkt, dokumentiere Deine Beobachtungen und passt die Schritte gemeinsam an. So bleibst Du handlungsfähig, Schritt für Schritt.

Adenomyose: verwandt mit Endometriose, kurz erklärt

Bei Adenomyose wächst Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe in die Muskulatur der Gebärmutter. Typisch sind sehr starke, krampfartige Blutungen, Druck- und Völlegefühl sowie ein vergrössertes, druckempfindliches Organ. Adenomyose kann allein oder zusammen mit Endometriose vorkommen. Abklärung erfolgt meist per Ultraschall, bei Bedarf ergänzt durch MRI. Die Behandlung richtet sich nach Deinen Beschwerden und Zielen: Schmerz- und Blutungskontrolle sowie alltagsverträgliche hormonelle Verfahren stehen im Vordergrund. Operative Optionen sind eingeschränkt und werden in der Schweiz nur in speziellen Situationen erwogen. Lass Dir Vor- und Nachteile erklären und entscheide gemeinsam, was zu Dir passt.

Endometriose Anlaufstellen in der Schweiz: so findest Du Hilfe

Du musst das nicht allein tragen. Endo-Help bietet Orientierung, verständliche Informationen und Hinweise zu Selbsthilfegruppen. Für die medizinische Abklärung wende Dich möglichst direkt an eine Gynäkologin/einen Gynäkologen mit Endometriose-Erfahrung oder an ein Endometriosezentrum. Eine Überweisung ist dafür in der Regel nicht nötig – Termine kannst Du selbst buchen. Hausärztinnen/Hausärzte sind oft nicht die beste erste Anlaufstelle, weil spezifische Erfahrung mit Endometriose fehlt. In unserer Übersicht findest Du Einrichtungen mit ausgewiesener Expertise, filterbar nach Klassifikation und Kanton. Ergänzend können Physiotherapie, Ernährungstherapie und psychologische Unterstützung helfen, besser mit Schmerzen, Erschöpfung und Alltagsanforderungen umzugehen. Wenn es viel ist: Starte klein. Notiere Deine drei wichtigsten Fragen, buche einen Termin und nimm eine vertraute Person mit. Schritt für Schritt entsteht ein Plan, der zu Dir passt und im Alltag tragfähig bleibt.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

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